Also liebe Verleger,

wisst Ihr eigentlich, was Euer Problem ist? Ihr selber. Ihr schiebt das Argument Pressefreiheit vor, aber eigentlich wollt Ihr nur Geld.

Ihr müsst doch gar keine App für Apple, das iPad und den AppStore machen. Es geht doch schließlich nur um (s.og. Link) “Pressefreiheit” und so – warum macht ihr nicht einfach eine (mobil optimierte) Variante Eurer Internetplattformen? Für Eure Informationsarten eine quasi un-ein-ge-schränkte Möglichkeit der Informationsverbreitung. Da können die Schmuddelbildchen rein. Da kann Satire rein. Da kann man sogar ’ne ganze Artikelserie einbringen, wie viel besser Android als das iPhone OS sei. Alles kein Problem. Geht seit Jahren. Wisst Ihr was? Das kann sogar aussehen wie eine “echte” App. Ja echt, Dinge gibt’s…

Ach, das wollt Ihr aber gar nicht? Wie kann das denn sein? Mal überlegen…

Der Vorteil einer Native App gegenüber einer Web App ist… richtig, man kann den Inhalt bezahlbar machen. Oder, man könnte es auch anders formulieren: Ihr wollt Inhalte, die derzeit meistens im Netz kostenlos vor “Qualitätsjournalismus” nur so strotzen eben nur noch gegen Geld anbieten (oder die noch gar nicht online vorliegen => Print). Aber natürlich exklusiv, also dafür keinen “Zoll” bezahlen. Zugegeben, man könnte das auch über die eigene Webseite machen, aber da müsste der Leser ja sich noch einen Account zum Bezahlen bei ClickAndBuy/PayPal/Konsorten machen und anmelden. Und diese tatsächlich existierende Hürde (sic!) wirkt abschreckend. Ach ne, da ist diese AppStore/iTunes-Plattform/Infrastruktur zu verlockend, gerade zu paradiesisch – nur ohne diese Gebühr. Euer Content, Eure Preise, Euer Geld, richtig? Im Internet ist schließlich alles frei. Naja, also fast.

Und erweitern wir doch mal unseren Horizont: Wo sind denn die zahlreichen Apps Eurer Zeitungen und Magazine für andere Systeme wie Android , WebOS? Sind die etwa nicht attraktiv genug, weil noch zu wenig zahlungswillige Kundschaft? Oder fehlt die Infrastruktur?

Gut, den Absatz über Alternativen zum iPad kann ich mir natürlich jetzt mangels möglicher Alternativen schenken – aber irgendwie befürchte ich, dass es noch eine ganze Zeit dauernd wird, bis die “Masse” an Apps für die Konkurrenz-Tablets kommen wird. Und ob die Benutzer dann auch noch wirklich bereit sind, viel Geld zu zahlen.

Man kann das ganze doch in zwei Punkten zusammenfassen:

  1. Ihr versteht (stellvertetend) Android nicht als mögliche Alternative, als “Wahlfreiheit” für den Anwender, sondern als eine (nahezu) kostenlose Möglichkeit, Euren Content an den Mann zu bringen. Wie ein billiger Selbstbedienungsladen – nur eben für Euch. Es geht nicht um die Freiheit der Benutzer, sondern um Euer Geld.
  2. Sollte das Modell “AppStore” für Euch nicht funktionieren, dann ist laut Euch nur Apple daran Schuld. Dass Euer Konzept selbst daran – mal wieder – Schuld sein könnte, das schließt man jetzt schon bereits aus. Clever!

Ein kleiner Tipp: Nach der Sache mit Google solltet Ihr doch gelernt haben, dass die Zeiten heute etwas anders ticken. Sonst kommt Ihr noch auf so abgefahrene Ideen, wie diese hier. Dann Gute Nacht.

Update: Ich habe hier, da und dort gelesen, dass es doch eine Gebühr und Umsatzbeteiligung an Google bzw. den jeweiligen Netzbetreibern (also im Endeffekt kommt ja das gleiche heraus) gibt. Ist das wirklich so? Dann führen die Verlage und Verleger gerade also nur einen Stellvertreterkrieg gegen Apple, weil das iPad gerade so “in” ist?

Ich habe gerade mal de.androlib.com benutzt: “FAZ”: 0 Punkte, “Spiegel”: 0 Punkte (2 RSS), Focus (Online): 0 Punkte. Sollte da doch eine bei sei – wie habt Ihr die dann gefunden? (AndroLib war jetzt die erste Anlaufstelle für mich, bin ja kein Android-User.)

Muss mich auch in einem Punkt korrigieren: Manche Apps sind zwar wirklich nur beschnittene(!) Content-Lieferanten der eigentlichen Webseite (wie armselig ist das eigentlich, sowas noch als “App” zu verkaufen?). Der Spiegel scheint tatsächlich die Printausgabe als App auszuliefern. Derartiger Mehrwert darf natürlich bezahlbar sein – auch wenn die Präsentation des Wired Magazines noch ein Deut besser aussieht. Und hier greift auch die Kritik.