Boot Camp

Seit der Transition auf Intel 2006 unterstützt Apple auf den Macs auch andere Betriebssysteme im Parallelbetrieb. Boot Camp ist dabei eine Kombination aus Software (im Deutschen heißt die App unter macOS Boot Camp-Assistent) und Treiber für die Hardware unter Windows. Letzteres kann man im Grunde mit der Treibersammlung (ehem. “Treiber-CD”) von Acer, Dell, HP u.a. vergleichen.

Ganz nach Apple-Manier ist das vorgehen dabei ein Nobrainer: Man startet den o.g. Assistenten, welcher u.a. Platz freiräumt, macht das Installationsmedium verfügbar und installiert dann auf einer separaten Partition Windows. Dabei ist Apple meist relativ progressiv, was die unterstützten Windows-Versionen angeht (sprich: wofür es Treiber gibt). Das Ergebnis ist dann eine Dualinstallation von macOS und Windows auf Basis des EFI eines Macs.

Situation

Der Boot Camp-Assistent unterstützt leider nur Installation von Windows auf der internen Festplatte SSD, nur: Zum Einen ist mir der Platz auf der internen SSD im wahrsten Sinne zu teuer für Windows, und zum Anderen brauche ich die Windows-Installation nur situativ und nie unterwegs. Daher wäre eine Installation auf einer externen SSD ideal.

Setup

Die Installation erfolgt auf einem MacBook Pro 2018 (also mit T2-Chip). Als SSD habe ich hierbei die Samsung T5 (500 GB, Amazon Affiliate Link) im Einsatz, welche neben einem hervorragenden Passformat auch für den Preis ausreichende Kapazität und Bandbreite bieten.

Problem

So einfach das Vorgehen auch ist, so eingeschränkt sind die Wahlmöglichkeiten des Assistenten: quasi keine. Glücklicherweise ist aber das, was der Assistent im Hintergrund macht, eigentlich auch kein Hexenwerk. Aber ein bisschen Vorarbeit braucht es dann.

Schritt für Schritt zur Lösung

Und nur damit hier keine Missverständnisse auftreten: Prinzipiell ist das Vorgehen keinesfalls neu, wie bereits der Blogeintrag von 9to5mac.com aus 2017 zeigt. Aber der Weg kann schon mal mit Hindernissen gepflastert sein, und dann kam ja noch der T2-Chip. Aber der Reihe nach!

Notwendiges

Die Liste von 9to5com ist immer noch gültig:

  • ein Mac
  • eine externe Disk (SSD)
  • Windows 10 ISO
  • ein virtuelles Windows in der VM (egal welcher Virtualisierer, und theoretisch würde auch ein PC aushelfen)
  • WinToUSB (diese Software läuft nur unter Windows, daher..)

Im Grunde wird hier mit WinToUSB ein bootbares EFI-Volume erzeugt, welches eine Erstinstallation von Windows erhält. Die eigentliche Windows-Konfiguration erfolgt dann beim ersten Start. Das ist wie bei einem neuen PC…

Prinzipiell kann man der 9to5mac-Anleitung also weiter folgen, daher hier nur in kurz.

Vorbereitungen

Zunächst muss man ein paar Dinge herunterladen:

  1. Windows 10 ISO1
  2. WinToUSB1
  3. Unter Boot Camp-Assistent (eine App unter macOS) die Windows Support Software herunterladen. Wie bereits erwähnt sind dies die Treiber. Die sind später wichtig, denn unter Windows hat man ansonsten auch kein Netzwerk/Internet mehr!

Die externe SSD muss dann noch vorbereitet werden: Format Mac OS Extended und (wichtig!) GUID Partition Map.2

Windows auf externe SSD aufspielen

Unter Windows verbindet man die SSD (wenn als VM, dann ggf. einmal ab- und wieder anstecken) und mittels Disk Management (dt. Datenträgerverwaltung) die Partitionen anpassen (9to5com: Step 16 - 22)2.

Jetzt installiert und startet man WinToUSB und wählt die Quelle. Das kann wahlweise das ISO-Image direkt sein oder eine (virtuelle) CD/DVD mit dem mountet ISO-Image. Die Wahl Windows 10 Pro landet dann auf der externen SSD. Bei der Wahl der Partitionen muss man etwas aufpassen: EFI system ist die kleine, boot die eigentliche Windows-Partition.

Der Kopiervorgang kann etwas dauern; mit unterschiedlichen Versionen konnte ich hier Zeiten zwischen 30min und 2-3 Stunden feststellen.

Nachdem WinToUSB fertig ist, kann man es schließen.

Wichtig: Bevor man neu startet, sollten der Ordner WindowsSupport (die Treiber von Apple) ebenfalls auf die externen SSD kopiert werden.

Danach ist die Arbeit abgeschlossen. Wenn das Windows in der einer lief, dann kann diese nun heruntergefahren werden (und später wieder gelöscht werden).

Boote externe SSD

Theoretisch könnte man jetzt den Mac neu starten und Windows (bzw. Windows-Installer) starten. Allerdings haben die Macs seit 2018 den T2-Chip an Bord, welcher u.a. Secure Boot implementiert. Dieser verbietet im Auslieferungsfall sowohl das Booten von externen Disks als auch das Booten unsignierter OS. Im regulären Fall ist das auch in Ordnung, aber hier ist beides nun explizit gewollt. Apple hat hierfür ein eigenes Support-Dokument mit den notwendigen Schritten zum Ändern dieser beiden Parameter (man muss dazu neu starten).

Danach ist mit Alt beim Booten die Windows-Partition auszuwählen. Danach meldet sich der Windows-Installer.

Wichtig: Im Laufe der Installation muss Windows mehrmals neu starten. Wenn man hier rechtzeitig vergisst, die Alt-Taste zu drücken, landet man wieder in macOS. Das ist aus Sicht von Windows kein Problem, also einfach nochmal neu starten.

Apple Boot Camp Treiber

Nach Abschluss der regulären Installation muss man die Treiber aus dem Ordner WindowsSupport installieren. Einfach die darin enthaltene BootCamp/Setup.exe ausführen. Das kann etwas dauern…

Win

Danach ist die Installation abgeschlossen. Wenn die SSD nicht angeschlossen ist, dann startet der Mac wie gewohnt macOS. Nur mit angeschlossener SSD und Alt-Drücken ist Windows aktiv – und unter Windows wiederum ist die macOS-Partition unsichtbar.

Aktualität Boot Camp-Treiber

Ein Malus hat alles: Die Treiber von Apple sind sehr konservativ gewählt, oder: hoffnungslos veraltet. Mag sein, dass dies stabiler ist. Aber da gibt es Abhilfe, siehe mein Artikel darüber.


  1. WinToUSB ist Shareware und nicht kostenlos. In der kostenlosen Version ist nur Support für Windows 10 1803. Aber ich empfehle den Einwurf kleiner Scheine für den Support von Windows 2010 1809. Denn die 1803 machte nach einiger Zeit Probleme mit einer externer Grafikkarte (es ging displaytechnisch gar nichts mehr). ↩︎ ↩︎

  2. Ich meine, dass dieser Schritt seit der neuen WinToUSB-Version überflüssig geworden ist. Aber es kostet kaum Zeit… ↩︎ ↩︎